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Samstag, 7. November 2009

Die ungeschriebene Theorie der Präsenz

1. Annäherung.

Es würde darum gehen, eine Qualität menschlichen Seins zu beschreiben und als unabdingbar zu seinem Wesen gehörig auszuweisen. Der Mensch ist nicht wie ein Ding vorhanden, sondern er ist auf irgendeine Weise anwesend in seiner Welt - ja eigentlich könnte sogar umgekehrt gesagt werden, seine Welt entsteht geradezu aus seiner Anwesenheit.
Diese eigentümliche Anwesenheit ist jahrtausendelang Geist genannt worden, und zwar als menschliche Fähigkeit und Kraft, anwesend zu sein mit Willen, Gestaltungskraft und Überlegung, aber auch als unfassbare außermenschliche Anwesenheit in der Natur, in ihren Kräften - eine Anwesenheit, die der Mensch mit den Geistern teilen musste. Anwesenheit ist so deutlich erfahrbar wie das Sichtbare, ja auch im Sichtbaren, die Anwesenheit macht gerade erst das Sichtbare interessant, sodass es uns anspricht und uns etwas sagt. Ein gemaltes Stilleben öffnet dem westlichen Menschen eine Präsenz der Dinge, die dem ursprünglichen Menschen noch selbstverständlich war.
Eine flache Kinoleinwand verstrickt die Zuschauer in Leidenschaften, die von Gesichtern, Bewegungen und Worten ausgehen, und er wird berührt von eigenen und fremden Sehnsüchten und Ängsten. Die Verehrung des Darstellers, auch wenn er ohne Maske ist (ist er das je?) - ja gerade die Lust, hinter die Maske zu sehen, sucht gerade seine professionelle Fähigkeit der Präsenz, in diesem oder jenem Zusammenhang.
Vielleicht hat erst diese öffentliche Präsenz der Schauspieler die Wahrnehmung der Ahnen verdrängt, und all der Geister, Engel und Dämonen, die Tag und Nacht den Lebenskreis bevölkerten - so wie heute die lebensprallen Zeitungsnachrichten, vom Rand her.

2. Anfänge

Bezeichnenderweise nahm auch das philosophische Denken bei der Präsenz des Ganzen seinen Anfang, die im Feuer, im Wasser oder sonst in einer Kraft gesehen wurde, die den Kosmos durchwirkt. Ihre innere Richtigkeit faszinierte die Denker, obgleich die Präsenz sich bei jedem Zugriff sogleich um eine Linie zurückzog - das ist bis Einstein und den heutigen Physikern so geblieben.
Auch heute noch wirken offenes Feuer und fließendes oder still liegendes Wasser stark auf Menschen ein, die aus ihren synthetischen Welten in die Natur fliehen, von einer schweigenden Präsenz angezogen.

3. Die Religionen

Die Religionen fanden wohl die deutlichsten Antworten auf die wahrgenommene Präsenz, weil sie sie zunehmend als personale Anwesenheit von Göttern ansprechen konnten. In den alten Religionen ist die gemeinsame Anwesenheit von Göttern und Menschen typisch, auch in den ersten Genesiskapiteln, oder im Abraham-Erzählkreis ist das erkennbar. In den großen Religionen wird dagegen diese personale Präsenz immer stärker als souveräne Anwesenheit wahrgenommen. Das geht vielleicht einher mit der Souveränität der Großkönige, die mehrere Völker beherrschen konnten mit einem starken Willen und einer weitsichtigen Organisationskraft - aber es führt von dort ein Weg zur westlichen Bedeutung der individuellen Freiheit, deren Souveränität mit der Gottes nun ebenbürtig erscheinen kann.
Andere Kulturen, z.B. die indische, haben die Präsenz nicht so sehr auf das Individuum konzentriert, weder bei Gott noch in der Gesellschaft - obwohl auch dort dieselbe Tendenz zu bemerken ist.

4. Zeit

Sehr erstaunlich, dass es kaum einer unternommen hat, einen umfassenden Begriff von der Präsenz in zeitlicher Hinsicht darzulegen, wo doch das deutsche Wort Gegenwart in beide Richtungen weist: jetzt dasein, im Unterschied zu früher oder zu einem späteren Zeitpunkt - aber auch in deiner Gegenwart etwas sagen, sodass du es hören kannst. Vielleicht ist Heidegger in der Nähe gewesen, aber er hat das sich zeitigende Sein nicht personal ansprechen können, wodurch allein vermeidbar gewesen wäre, ein Seiendes daraus zu machen. Umgekehrt ist womöglich die personaldialogische Philosophie, wie sie z.B. Levinas vorträgt, wohl zu einem grundlegenden Verständnis des Du gekommen - aber gerade nicht als Gegenwart, sondern als uneinholbare Zukunft, als welche der Andere stets entzogen bleibt.
Im Gegenteil, was gegenwärtig unter Zeit verstanden wird, Fortschritt, Entwicklung, Evolution, wird immer stärker völlig apersonal angelegt - und dieses Denken erweist sich in einer umfassenden Beschleunigungsbewegung, die über Menschenschicksale, sowie die Befindlichkeit ganzer Länder und Völker rücksichtslos hinweggeht. In dieser Hinsicht besteht zwischen der gegenwärtigen wirtschaftlichen Globalisierung und der nationalsozialistischen Ideologie gar kein großer Unterschied - jeweils geht es darum, dem (eigenen) Fortschritt alles andere unterzuordnen, also den Menschen verfügbar zu machen für den Fortschritt der Zeit. Auch die bereitwillige Unterordnung der Massen unter das jeweilige Diktat von Zeit ist vergleichbar: erstaunlich, wie mühelos sich Menschen von Wirtschaftszwängen und Modediktaten gängeln lassen. Schmeichelhaft wird auch diese gegenwartsarme Zeit mit Zeitgeist angesprochen.

5. Scheinpräsenz/Präsenzschein

Am deutlichsten wird die Sache werden, wenn von den Schein- oder Ersatzformen von Präsenz die Rede ist. Einem jungen Hund, der nicht allein zu Hause bleiben will, stellt man einen tickenden Wecker ins Kistl: das mag ihn an den Herzschlag des Muttertiers erinnern und gibt ihm jedenfalls das Gefühl, nicht allein zu sein. Kindern stellt man mit dem selben Ziel den Fernseher an. Die "Präsenz" aus Licht und Geräuschen, aus einfachen Handlungen und einfach generierten Gefühlen nimmt sie in Anspruch und lässt sie in ein Geschehen eintauchen, als Zuseher und Mitspieler (Mitfühlender). In türkischen Haushalten habe ich oft laufende Fernsehapparate gesehen, ohne dass irgendjemand auf den Bildschirm sah - es genügte das Geräusch, und dass dort unablässig etwas vorging. Diese stetige Produktion von beiläufiger Bedeutung suggerierte ein belebtes Haus. Ich selbst lasse gern das Licht brennen, wenn ich aus dem Haus gehe, um andern ein bewohntes Haus zu präsentieren, und selbst bei der Rückkehr kein leeres betreten zu müssen. Ähnliche Wirkungen haben Kinderzeichnungen an der Wand - ja Bilder überhaupt: Es ist Bedeutsamkeit und Präsenz, die so in einer Wohnung angereichert wird.
Ähnliches wird vom Radio zu sagen sein, Ähnliches auch von der Musik, wobei es große Differenzen in den Arten des Hörens und "Hörens" gibt. Die maschinelle Berieselung erinnert wohl eher an den Hundewecker als an ein Konzert oder ein Gespräch. - Gerade an der Form eines Gespräches tritt aber die bestimmte Form der Präsenz sehr deutlich hervor: am Interesse am Gesprächspartner, am Zuhören, an der Erwiederung, am Diskursniveau.
Daraus ließen sich unschwer Kriterien für die Präsenz entwickeln: ob sie nämlich eine personale Begegnungsdimension aufweist - oder eine solche abweist.

6. Dichte Präsenz

Ich kenne zwei Beispiele für eine deutlich wahrnehmbare Präsenz. Zuerst die Musik. Das eigentümliche an dieser Kunstform ist, dass es sie jeweils nur einmal gibt. Alles, was erklingt, gibt es nur im Augenblick. Man kann das bewundern mit dem Blick auf die Musiker: im Orchster, als Solisten, immer brauchen sie einen besonderen Sinn für den richtigen Moment. Da gilt es, Takte zu zählen, zuzuhören, die eigene Tonproduktion zu beherrschen. Gerade komme ich von einem Konzert zweier Musiker, die zum ersten Mal miteinander spielten und gerade heute erst zusammen gekommen waren. Konzentrierter Blick auf die Noten: eine Seite für ein 10 Minuten-Stück! Immer wieder ein Blick zum anderen, manchmal eine Handbewegung, ein Kopfnicken. Es sind Millionen Momente, die ganz genau kommen müssen! Große Beherrschung der Fingertechnik, der Rhythmen, des Instruments, und auch des Stücks. Und dann große Freiheit im Ausdruck, und in der Anspannung dann wieder große Gelassenheit, ja spontane Freude über dieses oder jenes glückliche Zusammenstimmen, wie das kurze Aufleuchten eines Meteoriten. - Und ebenso die Zuhörer, konzentriert, freudig, bewegt, ergriffen von lauter Momenten, die Stücke entlang fühlend, mit ihren lauten Höhen und zirpenden Stillen - und am Ende jeweils laut aufatmend mit den Händen.
Aber auch das Ereignis als solches ist von unvergleichlicher Einzigartigkeit. Gewiss, man kann Aufnahmen machen - ich hätte gern welche: aber dann, zuhause, ist die Präsenz bereits viel schwächer, obwohl die Musik gleich gut ist. Es bedürfte einer eigenen, besonderen Inszenierung, um eine ähnliche Aufmerksamkeit aufzubauen wie beim Livekonzert. Das braucht es nämlich für die Präsenz: gestimmte, aufmerksame Hörer, mit einem Gefühl für das, was kommt. Egal, ob Konzertsaal oder Cafehaus, Jazzklub oder Kirche. -

Und nun das zweite Beispiel, die Liturgie. Auch hier Musik - vielleicht nicht immer so professionell, aber mitgesungen, eine andere, womöglich viel intensivere Art der Teilhabe als bloßes bewegungsloses Hören. Aber die Musik nur ein Zeichen für etwas anderes, eine Einbettung mehrerer anderer Präsenzen. Zunächst die Gemeinde, die sich bis zum Beginn langsam aufbaut, die Mitarbeiter, die ihre Positionen einnehmen, sich noch absprechen, vorbereiten, noch manchmal eine Irritation. Dann das Erscheinen von Assistenz und Zelebrant, der Einzug, die Umrundung der Gemeinde, Blickkontakte. Mit erschienen heute ein Taufkind, wie mit der Sänfte getragen. Die ersten Worte, die weiter Präsenz aufbauen, an aktuellen Ereignissen anknüpfen, auf die Schrifttexte vorbereiten, vielleicht eine Frage aufwerfen, die von der Schrift oder von der Predigt beantwortet würde. Das Kyrie, das Gloria, Aufrichten der Gemeinde mit Christus, Öffnen der Wahrnehmung für das Wort - das ewige, das nicht vergeht (heutiges Evangelium), das aber ergeht an diesem heutigen Tag, zu dieser Stunde (und zwar gewissenhaft vorbereitet von den Lektoren). Wer jetzt nicht hört, versäumt. Wer jetzt noch mit sich selbst beschäftigt ist, bleibt unberührt. Denn das Wort dringt ein und bewegt, und es will verändern, erneuern und bekehren. - Das ist die zweite, die dritte Präsenz: wer da spricht, wer da verändert.
Sinnbild dieser Präsenz ist wieder eine Zeitform: einsetzend mit einer Erzählung (am Abend nach dem Mahle) baut sie sich auf: Nehmet und esset alle davon: ein präsentischer Auftrag, eine Aufforderung, ein Ansprechen der Anwesenden (das auch um die Abwesenden weiß), dass sie entgegnen, dass sie mitsprechen, mit lobpreisen, dass sie herkommen und empfangen. Und noch einmal: Seht das Lamm Gottes..., damit sie auch wirklich herschauen und sich dabei selbst empfinden als das, was sie vor ihm sind.
Vielleicht ist es nirgends sonst so deutlich: pure Anwesenheit, zwischen den Worten, in den Zeichen, in aller Stille und Aufmerksamkeit.
Und wenn dann noch Kinder stehen, und Jugendliche, gerade an diesem Tag in dieser Weise zusammengewürfelt, rund um den Altar, mit den Händen erhoben, aufrecht, alle in zufälliger Reihenfolge, aber alle hingeordnet auf das stille Geheimnis, das sich da an dem Tisch vollzieht. Und wie der Priester da still steht, und die ganze Gemeinde, aufrecht, und sieht das Lamm, sieht ein Brot, und weiss, das Brot/das Lamm ist die Antwort: ist die Präsenz, welche die eigene berührt, umfasst und einschließt, bis hin zur Bekehrung. Da ist es eine bewegte Gemeinde, in aller Stille, die nicht für die Ohren mehr ist.

Wenn auch bei uns die Gemeinde kleiner wird: Wahrscheinlich sind wir da zuwenig präsent in den Häusern und Gasthäusern und allen möglichen Stätten, das mag sein. Immerhin lassen wir uns im öffentlichen Raum nicht ganz zur Seite drängen von all der Nullpräsenz, wie sie bald zur Weihnachtszeit hervorquellen wird. - Aber an unsrem Initiationsort, im Gottesdienst, da entfalten wir die Präsenz, und das teilt sich mit. Wer da nicht mehr kommt, der meidet eher die Präsenz, weil er nicht antworten will, weil er noch zögert - oder weil es anderswo billiger geht. Präsenz ist geschenkt, aber nicht billig.


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Samstag, 22. Dezember 2007

Flüchtige Moderne

Flüchtig/flüssig: Flüssigkeiten und Gase bewegen sich und verbrauchen Zeit, während Festkörper in ihrer Form verharren. Modernisierung wurde stets als Verflüssigung von zu Starrem verstanden: Zerschlagung von Formen. Aber es sollten neue Stabilitäten entdeckt werden:
instrumentelle Rationalität (Max Weber),
determinierende Rolle der Ökonomie (Karl Marx).
Die heutige Herrschaft des Ökonomischen, dessen Ordnung sich ununterbrochen reproduziert, nennt Claus Offe „Null-Option“. Elemente:

o Demontage aller sozialen Verbindungsglieder, weil sie menschliche Handlungsfreiheit einschränken würden,
o Geschwindigkeit, Verschwinden, Passivität (Richard Sennett)
o gesellschaftliche Position MUSS selbst definiert werden
o Eroberung des Raums – Aufteilung der Welt, Ausbreitung der Siedlungen
o Kriege sind keine Eroberungskriege mehr, die Territorium besetzen wollen, sondern rasche Schläge und Verschwinden, um Hemmnisse des globalen Machtflusses zu beseitigen (vgl. Golf I, Balkan, Terrorismus)
o Bodenhaftung verliert an Bedeutung: transnationale Ökonomie


Freiheitsbegriff: Ein Leben auf der Basis augenblicklicher Impulse bedeutet eine geistlose Existenz (Anthony Giddens)
Kritik an der Realität als Pflichtaufgabe der Normalexistenz: wir sind „reflexive“ Wesen in permanenter Selbstbeobachtung und Unzufriedenheit, immer auf dem Weg der Verbesserung (Giddens) – aber die komplexen Steuerungsmechanismen werden nicht durchschaut: Hilflosigkeit (Leo Strauss)

Moderne Gesellschaft ist wie ein Campingplatz: Jeder kann sich dort niederlassen, bekommt Stellplatz, zahlt für Strom- und Wasseranschluß, jeder nach seinen eigenen Plänen. Die Autorität des Platzverwalters wird anerkannt, die Nachbarn sollen nicht laut sein. Aber:
o kein gemeinsamer Hasushalt
o keine Systemkritik, höchstens Kritik der Konsumenten

Der bisherige Typ moderner Gesellschaft, auf den sich die traditionelle kritische Theorie Adornos und Horkheimers bezog, suchte den Totalitarismus:
o die fordistische Fabrik (mechanisierte Menschen)
o Bürokratie (Verwaltungsdienste ohne Persönlichkeit)
o Big Brother als umfassende Kontrolle
o Konzentrationslager bzw. GULag als Belastungstest unter Laborbedingungen

Seit Lessing: Emanzipation vom Glauben an die Schöpfung – zurückgeworfen auf sich selbst – unfähig zum Stillstand: modern sein heißt, sich immer ein Stück voraus sein.
Modernisierung = Selbstverwirklichung der Individuen; statt Kampf um gerechte Gesellschaft nun Kampf um Menschenrechte (eigene Idee des Glücks, eigener Lebensstil)

Die Gesellschaft DER Individuen (Norbert Elias): reziproke Erschaffung der Indiv. durch Gesells. und umgekehrt.
Laufende Individualisierung ←→ Umgestaltung der Netzwerke gegenseitiger Abhängigkeit
Menschen werden nicht mehr in ihre Identität hineingeboren (sozial, beruflich, geschlechtlich) – die frühe Moderne hatte die Menschen entwurzelt, um sie neu einzuordnen: Entwurzelung als Schicksal, Neuverortung als AUFGABE des Einzelnen → reflexive Moderne (Ulrich Beck): Bettenknappheit wie „Reise nach Jerusalem“, immer in Bewegung, kein Ankommen, nur flüchtige Beziehungen, keine Aussicht auf Wiedereinbettung. Also: Individualisierung ist ein Schicksal, nicht frei gewählt.

Tocqueville: in die Freiheit entlassene Menschen werden indifferent: das Individuum ist der größte Feind des BÜRGERS (Person, die ihr Wohlergehen an das der Stadt knüpft) – während Individuen außer Eigeninteressen noch Allgemeininteressen verfolgen: damit füllen sie den öffentlichen Raum.
Die ÖFFENTLICHKEIT wird durch die Privatsphäre kolonisiert: geteilte Intimität als Form der „Vergemeinschaftung“, öffentliche „Interesse“ nur mehr Neugier des Publikums.

Wachsender Widerspruch zwischen Individuen DE JURE und Individuen DE FACTO, die Kontrolle über das eigene Schicksal erhalten. Zerfall des öffentlichen Raums, der zu einem riesigen Bildschirm geworden ist, auf den private Sorgen projiziert werden. Gestaltungsmacht ist daraus verschwunden, keine öffentlichen Anliegen. Selbstgemachte Identitäten: zerbrechliche Partnerschaften, große Erwartungen, kaum Institutionalisierungen.

Ideen der herrschenden Klassen = herrschende Ideen (Karl Marx): heute also nach mehrhundertjähriger Herrschaft kapitalistischer Lenker Totalherrschaft kapitalistischer Ideen:
Fordismus: Rationalisierung und Mechanisierung der Produktion, Trennung von Intelligenz und manuellen Vorgängen, verstärkte Kontrolle, verstärkte Anreize (Bezahlung).
Lenin: „sowjetisches Organisationsmodell“ = wissenschaftliche Arbeitsorganisation außerhalb der Fabriksmauern, mit dem Ziel, das soziale Leben zur Gänze zu durchdringen.
Der „schwere“ Kapitalismus hielt die beschäftigten Arbeiter fest auf dem Boden – heute reist das Kapital mit leichtem Gepäck (Handy, Laptop): ständige Bewegung der Beschäftigten, Güter und Firmen.


(Zygmunt Baumann)

Mittwoch, 5. Dezember 2007

von der theorie der überforderung

Nehmen wir einmal an, die heutigen Menschen wären von ihrem Leben überfordert. Ihnen wäre einfach alles zu viel, der fordernde Beruf, der ihnen alles abverlangt, ihren Fleiß, ihre Kreativität, ihre Kommunikationsfähigkeit. Dann der fordernde Ehepartner, der Ansprüche stellt. Und natürlich der fordernde Nachwuchs, der nicht nur die neuesten Computerspiele beansprucht, sondern auch Zuwendung und Zeit. Halten wir uns gar nicht auf mit Vergleichen zu früheren Zeiten, mit Fabriksarbeit oder Bauernleben, mit Wochenstunden und Arbeitsbedingungen. Denn es könnte ja sein, dass Menschen früherer Generationen andere Ressourcen hatten, und das sie darum Schwieriges anders aufgefaßt haben. Eine Theorie der Überforderung müßte daher nach den Sinnkonzepten fragen, mit denen Menschen ihre Situationen verstanden und bewältigt haben.

Erste Station würde die Theorie bei der Frage der Selbstbestimmung machen, welche die Aufklärung gestellt hat. Die freie Selbstbestimmung der Vernunft ist ja seit Kant die Basis des modernen Subjekt-Konzeptes. Der Mensch entscheide nach Vernunftgründen, nach welchen Richtlinien er sein Leben gestalten wolle, seine Berufsplanung, sein Familienleben, seine Weltanschauung und seinen Glauben. Das setzt ein hohes Maß an Einsicht und Reflexionsvermögen voraus. Umso mehr, als es dieses Menschenbild ja nicht mehr erlaubt, einfach so weiter zu machen: Denn damit ist ja die Tradition diskreditiert. Nur weil die Alten so dachten, ist kein Argument für mich. Und leider, die Umfragen zeigen es sehr deutlich: sie haben keine Argumente! In die Kirche gehen, nur wegen des Glaubens? Leben nach dem Tod? Sündenvergebung? Mission? Der Glaube ist ja eben kein Argument. Ist die Aufklärung an dieser Generation gescheitert?

Aber an unserer Generation: Wir glauben nur, was beweisbar oder argumentierbar ist. Sagen wir.

Irgendeine Station, möglichst eben nicht die erste, würde natürlich auch die Reformation untersuchen. Als Geisteshaltung, die einen Gottesglauben fundieren will außerhalb der rissig gewordenen Tradition, und besonders außerhalb des Dogmas und der Kirchenautorität. Aber diese Bestimmung würde selbstverständlich nicht auf eigene Bestimmung, sondern auf Gnade zurückgehen. Das Fundament dieser Haltung ermöglicht ein neues Schriftverständnis, auch eine neue Schriftauswahl, und besonders eine neue Kirchenverfassung. Es läßt sich das nicht ableiten aus den politischen Bedingungen der Renaissancezeit, sondern enthält ein bleibendes Element neuzeitlichen Menschseins, das in heutigen sehr säkular gewordenen Kirchen wiedergefunden werden kann.

Eine andere Station müßte bei der keimenden Wissenschaftsgläubigkeit gemacht werden, meinetwegen beim beginnenden Empirismus und Rationalismus, aber jedenfalls beim Evolutionsbegriff, der, von der Biologie der Arten ausgehend, heute das ganze Gebäude wissenschaftlichen Denkens und Meinens trägt. Der Gedanke also, etwas wäre verstanden, wenn seine Ursachenkette bekannt wäre, bis zu einem Weltbild immerwährenden Werdens und Vergehens. Dabei können ruhig auch die Grenzen oder Verfeinerungen dieser Erklärungsmodelle durch die Quantenmechanik und Chaostheorie zur Darstellung kommen, die das Bild wissenschaftlicher Rationalität insgesamt aber nicht zur Disposition stellen werden.

Der Hauptteil der Theorie aber sollte sich mit den heutigen Lebensäußerungen beschäftigen. Dabei würden vermutlich die vielen Wahlmöglichkeiten des Individuums in der modernen Demokratie im Zentrum stehen. Denn wenn nicht nur Regierungen und Parteien zur Wahl stehen, nicht nur Berufe und Partner, Kinderwunsch und Lebenskonzepte, Weltanschauungen und Religionen – manches davon erst seit wenigen Jahrzehnten und folglich noch ohne großen Erfahrungswerte -, sondern auch solche Fragen wie nach der Kontaminierung und Herkunft der Lebensmittel oder den Produktionsbedingungen und Transportwegen unserer Elektrogeräte und Bekleidungen: dann steigen die meisten aus. Die Wahlmöglichkeit ist zur Belastung geworden. Die leicht abrufbare Information verpflichtet ja, und die unerträgliche Dauerverpflichtung (ist das schon einmal mit der Leibeigenschaft verglichen worden?) erzieht zur Ignoranz, welche ich als beständigste Haltung erwachsener Individuen erkenne. Haben Sie bedacht, welche Auswirkungen die Information des Arztes an die werdende Mutter hat, dass ihr Kind möglicherweise mißgebildet zur Welt käme, wenn sie das wolle – und nicht dieses Wachstum des neuen Menschenlebens rechtzeitig beende? Dass die Mutter nunmehr die Existenz des behinderten Kindes rechtfertigen muß? Oder die Angehörigen des alten, kranken Menschen dessen Pflege zu Hause oder in der Anstalt? Oder, gestatten Sie diese Argumentation, der Arbeitslose seine erwerbsuntätige Existenz, wie auch die Hausfrau?

Besonders würde ich von einer Theorie der Überforderung Aufschluß erwarten über die Funktionalisierung des Menschen, deren Effizienzkriterien er sich willenlos (oder jedenfalls widerstandslos) zu unterwerfen scheint. Wie kann ein modernes Subjekt sich so bereitwillig den Zwängen der Fabrikation des öffentlichen und privaten Lebens unterwerfen, deren Werbemechanismen und Konsumzwänge so offensichtlich alle Lebensbereiche beherrschen und diese Herrschaft völlig ungeniert und unwidersprochen zu Markte tragen? Warum läßt sich der aufgeklärte Bürger so bereitwillig reduzieren, warum unterstützt er noch seine eigenen Parasiten, die aus ihm jede Eigenständigkeit saugen, um damit ein System zu nähren, den Markt und seinen Wettbewerb, auf dem er recht und schlecht überleben kann, dauernd vom Absturz bedroht? Mit Beifall belohnt wird, wer wieder Pfründe einer Gruppe bloßstellt, um sie gleichzumachen, obwohl wir lieber Überlegenheit durch Leistung und Rücksichtslosigkeit anerkennen als durch Geist – vorläufig wenigstens. Wenn, zumindest in Mitteleuropa, unaufhörlich der Gräueltaten der Nazizeit gemahnt wird, die die anderen begangen haben, so ist eigentlich der moralische Fortschritt im Menschenbild nur schwer zu erkennen, oder im Vergleich zum Imperialismus und zur Kolonialpolitik: nur die Mittel scheinen verändert, kaum die Sprache.

Es dürfte vielleicht nicht so schwer sein, eine solche Theorie überzeugend darzustellen, und ist bestimmt bereits geschehen. Aber die Mittel der Gegensteuerung scheinen doch recht bescheiden, Schule und Politik, gesellschaftsbildende Elemente, noch gerade mit der Effizientmachung des Menschen beschäftigt: und die Kirche? Man möge nicht von der Dringlichkeit der Aufgabe auf den Ernst der Arbeit schließen, auf Einhelligkeit in der Absicht und Einsatz aller Kräfte. Das wäre nämlich ein Effizienzargument.

Dienstag, 11. September 2007

Die Auflösung des Papstes

Gut, wir haben gesehen, dass er wirklich da war, im Fernsehen oder an Verkehrstaus, obwohl die ja auch andere Ursachen gehabt haben können, wir haben gehört, er hätte etwas zur Abtreibung gesagt, die Fristenlösung sei keine Lösung und kein Recht, immerhin eines der bestgehüteten Tabus unserer Zeit, sogar Aufzeichnungen dazu sind untersagt, in das im Beamtenstaat Österreich, keine Statistiken, nur Schätzungen, sogar Ärzte fürchten um ihre Stellung, wenn sie sich dazu äußern öffentlich würden, ein öffentliches Tabu sozusagen, und die Kirche rüttelt daran und bekommt dafür Schläge, nun sage einer, die Kirche hätte sich nicht gewandelt, und gerade der Papst, höchster Würdenträger, sticht in dieses Wespennest, um das wir alle große Bögen machen, auch über die Protestanten hat er schon einmal etwas gesagt, in der selben Rede, in der es auch um den Islam ging, das hat die Öffentlichkeit alles registriert, sie hat sich augenblicklich echauffiert und im selben Moment ihrer Entrüstung gebrüstet, sich zurückgelehnt und den Kopf geschüttelt weltweit, und dann Steine geworfen und Kirchen angezündet und einige Geistliche ermordet, was sie ja seit Jahrhunderten tut, aber das weiß die Öffentlichkeit nicht, denn die Öffentlichkeit hat kein Gedächtnis, sie entwickelt sich auch nicht, es sind Rituale, gleichbleibende unwillkürliche Gesten, Reflexe, könnte man sagen, das Schnauben und Zähnefletschen verläuft in den Nervenbahnen der Welt, die sofort gereizt sind, wenn einer von Wahrheit spricht so wie meine Katze, wenn man ihr das Futter wegnimmt, denn das kann nicht stehenbleiben, so groß darf man den Menschen nicht machen, dass er sogar wahrheitsfähig sei, nein, der Mensch ist nur als Reflex zulässig, solange er in die Einkaufszentren rennt und dadurch die Wirtschaft belebt und Arbeitsplätze schafft, man sagt ihm das durch die Blume, und er reagiert, er rennt, man kann die Uhr stellen nach ihm, und Reflexe fragen nicht, niemand will wissen, was er da zusammenkauft, woher das kommt und wer das macht, und was dann daraus wird,/
und so fällt auch niemandem auf, dass uns die Menschen ausgehen, zwar wettert man gegen den Import von Menschen, damit sie nicht ganz ausgehen, aber Importe sind schlecht für die Bilanz, also ohne Menschen, und da braucht auch der Papst nicht dreinreden, sonst drehen wir ihn durch die Maschine, damit er so weich wird wie die Sonntagsreden vom christlichen Sonntag oder den christlichen Wurzeln Europas, ein Salbadern, das schon zu viele im Mund gehabt haben, oder den Schutz des Lebens oder die Heiligkeit der Schöpfung, das haben wir schon herabgestuft zu bunten Vorgärten und naturbelassenen Flußufern, allenfalls einmal eine Bergwanderung für die Naturverbundenheit, es soll halt dem Verkehr und der Entwicklung nicht im Weg sein, wer wollte die Entwicklung behindern, jetzt, wo wir schon so weit sind mit der Abschaffung des Menschen,/
und dann kommt der Papst, und wir hören, dass nur drei Gegendemonstrationen angemeldet sind, nur drei bisher, sagt der Nachrichtensprecher, nur drei angemeldet, als wäre das zuwenig, vielleicht sollten wir uns schuldig fühlen und zur Tat schreiten, oder als wären die übrigen Gegendemonstrationen illegal, weil nicht angemeldet bisher, was aber weniger schlimm wäre, denn es ist eine tolerante liberale Öffentlichkeit,/
und dann sehen wir in der ersten Zeile, wer aller auch dort war in Mariazell, etwa der bekennende agnostische Bundespräsident oder die islamischen Jugendlichen, und allen hat es gefallen, trotz Regen, Show oder Seelenmassage, besser als letztes Mal, gut, man kann auch gegen diesen Prunk sein, sagen meine Gäste, wozu soviel Spektakel um den alten Mann, während andererseits das Spektakel im neuen Fußballstadion am Vortag hierzulande beinahe mehr Gehör fand, vom Spiel selbst wollen wir schweigen, wenn nur wenigstens das Stadion voll war,/
und abends diskutieren dann die würdigen Herrn und Damen darüber, was das alles gebracht hat, welche nachhaltigen Wirkungen zu erwarten sind, und so sind bestimmt wichtige Impulse ausgegangen von Mariazell, wofür uns die Pastoralämter ja auch ein Jahr lang mit Papieren und Anregungen versorgt haben, aber es wird wieder keinen Fortschritt gegeben haben in den wirklich wichtigen Fragen der heutigen Kirche, die die Menschen bewegen, und das sind der Zölibat und die Frau in der Kirche, versichert uns die Herrn und Damen, denn an diesen Fragen kranke die katholische Kirche, sagt man uns seit 20 Jahren, viele haben das unterschrieben, aber die Kirche ist ja leider noch keine Demokratie, wie auch der menschliche Leib, dessen Gesundheit und Wohlergehen nicht mehrheitlich festgelegt wird,/
und so ist zwar das Krankmachen gelungen in diesen Jahrzehnten, diese beste der Wiener Eigenarten, die ich hier in der Provinz beinahe vermisse, hier wächst alles wie Kraut und Rüben, unreflektiert und aufs Geradewohl, da hält man sich nicht mit ideologischen Grabenkämpfen auf, gut ist, was uns nützt, uns, die es uns richten können, das ist einfach und natürlich und ideologiefrei und reflexionsfrei, während in Wien alles argwöhnisch beobachtet wird und dann, im kritischen Moment, abgeschossen, das ist innerhalb der Kirche so und gegenüber der Kirche, noch und noch habe ich das erfahren in meiner Ausbildungsstätte und in den Ausbildungspfarren, Gott hab sie selig, aber auch in der Politik, in der Kunst, oder etwa an der Universität, was wurde ich da gelobt für meine Eigenständigkeit, solange ich nur vor mich hin arbeitete, aber als referierender Fachmann, das wäre eine Konkurrenz, und so streicht man mich von der Liste, die Angst um die eigene Position scheut keine Peinlichkeit,/
und so befinden wir uns am Abend der Tage mit dem Papst wieder in den Zölibatsritualen, aus denen, wie uns würdige und besorgte Damen und Herrn versichern, das kirchliche Leben besteht und die zeitgemäße Hoffnung der Kirche, und so werde ich mir wieder bewußt, dass keine der Pfarren, in denen ich bisher gearbeitet habe, genügend zeitgemäß war, denn da ging es immer um Fragen wie der nach Gott oder, wie man Menschen heranführt an ein kirchliches Leben, oder wie man an Gott glauben kann, die auch der Papst stellt, oder um Fragen des Gebets oder des Zusammenlebens zwischen Eltern und Kindern, Männern und Frauen, und wir Priester, die an diesen Fragen teilhaben, werden von diesen abendlichen Herrn und Damen für inkompetent erklärt, weil die Teilhabe an der Entwicklung der Schulkinder, der Kommunionkinder und Firmkandidaten nicht zählt, oder das Mitleben mit jungen oder älteren Ehepaaren, sondern anerkannt wird nur, wer selbst von der Scheidung bedroht ist, aber alle diese Abwertungen wiederholen sich ja seit Jahrzehnten, die Teilnehmer an den Analysen bleiben, man braucht nur den Namen zu hören und kennt den Diskussionsverlauf, oder überhaupt nur die Anfangsbuchstaben, oder eigentlich genügt schon die Sendezeit, um 18.00 Uhr sprechen, und 22.00 Uhr diskutieren, es ist erstaunlich, wie fortschrittlich und liberal die Herrn und Damen Kritiker sind, von denen ich manche seit Jahrzehnten kenne, graue Mäuse und völlig unscheinbar und bieder, die nichts davon ahnen, dass Nietzsche den Sklavenaufstand der Moral angekündigt hat in der Herrschaft der Unscheinbaren, denen die Kirche Raum und Boden gegeben hat, zu Wort zu kommen, oder davon, wie Kierkegaard über die Pfaffen schimpft, die mit selbstherrlichen und populistischen Reden das Christentum abschaffen, sondern sich im Gegenteil ehrliche Sorgen machen um die Kirche unserer Tage, und ich gehe wieder in mich und hinterfrage meine Unzeitgemäßheit, weil ich keine großén Zölibatsprobleme habe, sondern anstelle von Sorgen um Frau und Kind Sorgen habe um das Glaubenswachstum meiner Gemeinde, aber die würdigen Herrn und Damen sind geduldig, sie werdens schon noch einige Male wiederholen, bis mir endlich der Knopf aufgeht und ich den Fehler bemerke, an dem die ganze Kirche leidet weltweit, und sehen Sie, auf diese Weise ist der Papst verschwunden, dessen Unfehlbarkeit genau reguliert ist und nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen beansprucht wird, zwei Mal ist das eingetreten in der Geschichte, während sich die Herrn und Damen allabendlich unfehlbar im Dialog befinden und die Wahrheit verkünden, der nicht widersprochen wird, und zwar aus Sorge, während sie recht gut leben im Pelz der Kirche, gut ernährt von ihren Säften, und dafür da und dort ein Jucken verursachen, so daß wir uns kratzen werden am Abend dieses Tages, an dem Tausende von uns gepredigt haben zu Tausenden über die Entschiedenheit der Nachfolge Jesu, der nicht Massen sucht, sondern Glauben und Vertrauen, und solche lieber wegschickt, die ihr Kreuz nicht tragen können, anstatt sie alle zu locken und zu ködern mit verbilligten Eintrittskarten, die Sorge Jesu scheint geradezu den Überredeten zu gelten, und nicht den Überzeugten, denn was wäre ein Fundament ohne Turm, während wir den Leuten die Baugründe nachwerfen, irgendetwas wird dort schon entstehen, und in diesem Rübenacker wohne ich und fahre zickzack zwischen meinen Pfarren,/
wie Ikonen aufgerichtet, gut sichtbar aufgestellt im Abendprogramm und beleuchtet, diese Zunftmeister der modernen liberal-kritischen Kirche, und haben in den Jahrzehnten ihrer Herrschaft eine Zunft hinter sich gesammelt, die mit Inbrunst ihre Parolen wiederholt und unmerklich eine Umwertung vollbracht hat, die Nietzsche noch nicht gekannt hat, nämlich was Kritik ist, und was als kritisch gilt, und während die Theaterkritiker noch immer im Dialog sind, dessen Ergebnis von Jahr zu Jahr das gleiche ist und leider noch immer den Dialog vermissen, kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es ein anonym verfaßtes Stück ist, dessen Darsteller sie eben sind, während der Kritiker still zuhause angelangt ist mit einem stillen Lächeln, das bedeutend mehr zu sagen vermag als viele Worte

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.

Hebr 11,8

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