bogota

Montag, 22. August 2022

die kirche in kolumbien

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in der sonntagsmesse war die kirche voll, und großteils von familien und jungen leuten!
pater jason osa sagt:
ja, der glaube ist stark in südamerika, er ist normal für uns, tradition, auch wenn sie nachlässt. säkularisierung gibt es auch hier. der pädophilieskandal (in usa und europa) hat auch hier auswirkungen. aber es gibt verbesserungen in der priesterausbildung und in der kontrolle. die kirche ist stark hier und hat wenig probleme.
vertrauen in die kirche?
ja. in die priester und in gott. in den familien ist der glaube sehr präsent. die kirche wird erlebt als den bedürftigen nahe: den armen, obdachlosen, kranken, prostituierten. durch caritas, asyle, heime, aber auch durch soziale programme jeder pfarre, z.b armenküchen.
1968 verkündete die synode von lateinamerika in medellin die option für die armen!
ja, immer. wir müssen zu den armen und zu den reichen gehen. die kirche vermittelt, dass gott zu jedem einzelnen eine beziehung hat, die auch persönlich erfahrbar ist.
spirituelle bewegungen?
ja, viele. z.b. lazos de amor mariano, das viele junge leute anzieht, um eine alltägliche spiritualität zu leben. auch die charismatische erneuerung ist sehr stark hier.
religionsunterricht?
nicht in allen öffentlichen schulen, je nach standort und direktion. aber von der regierung unterstützt und bezahlt.
sekten?
ja, auch hier. leute wollen eine beziehung zu gott auf neuen wegen. das ist eine ernste herausforderung in kolumbien.
esotherik, synkretismus?
ja, stark und wachsend. starkes bedürfnis nach spiritualität, das neue wege sucht. die leute achten wenig auf unterschiede.
indio-theologie?
gibt es, aber nicht sehr stark. heute neue offenheit, neues interesse für die eigene tradition der weltwahrnehmung von indio-kulturen und -religionen.
papst franziskus?
hat riesige bedeutung für uns, kam 2017, starke begegnung mit der regierung, auch für einfache leute.
verheiratete priester? frauenpriester?
nicht so wichtig in lateinamerika. viel wichtiger: die nähe der kirche zu den armen und einfachen leuten. das wäre die hier erhoffte revolution der kirche!

Sonntag, 21. August 2022

aureliano buendita

gleich am anfang erfahren wir vom letzten gedanken des oberst auf dem weg zum erschießungskommando, der ihn in seine kindheit zurückführt, als sein vater ihn mitnahm, um das eis kennenzulernen. damals hatte macondo, vom vater jenseits der hohen berge gegründet, erst zwanzig häuser. melquiades war der biblische name des zigeuners, der das leben von jose arcadio buendia beeinflusste, indem er ihm, wenn er jahr für jahr nach macondo kam, einen magneten, ein alchemistisches labor und einen apparat zur daguerrotypie verkaufte, mit dem arcadio die existenz gottes beweisen wollte. zuletzt hinterließ er ihm seine unleselichen geheimschriften, die arcadio wie sein testament aufbewahrte.
von solchen geheimnissen umgeben wuchs aureliano buendia auf am anfang der welt und wurde wie sein vater eigenwillig und undurchdringlich und schließlich ein krieger, der seinen eigenen tod mehrfach überlebte. trotz unzähliger niederlagen in einem krieg, den keiner verstand, wurde er zu einer nationalen schreckensgestalt, geleitet von einer widersinnigen voraussicht auf die entwicklungen der dinge.
diese geburt einer wirklichkeit aus mindestens zwei gänzlich verschiedenen logiken, als deren hintergrund sich ein land abzeichnet, an das niemand wirklich glaubt, während vorne in macondo dinge zusammentreffen, die nicht zusammengehören, könnte ein gleichnis auf kolumbien sein, als wäre es im urwald gegründte worden, als die menschen noch nicht gestorben sind

(100 tage. kennt jeder in kolumbien)

el dorado

stundenlang über verstopfte straßen aus der stadt hinaus, durch hügelland unter tiefen wolken über immer schmäler werdende straßen immer höher. schließlich auf einem schotterweg bis zum letzten parkplatz auf einer abschüssigen wiese, von ponchotragenden muisca beaufsichtigt und eingewiesen. ein paar holzbuden im nebel, dort bekamen wir auf rauchigem feuer geröstete blutwurst zu essen, während es zu regnen begann. über eine kotige wegstrecke gelangten wir zum eingang des nationalparks und sammelten uns um einen führer.
er zeigte uns heilpflanzen gegen dummheit, vergesslichkeit und einbildung und führte uns in ein schilfhaus zur einweihung.
es wurde eine begegnung mit geheimnisvollen pflanzen, die aufeinander wachsen, und mit falschen und hellsichtigen gedanken, die menschen befallen können.


der see von guatavita sieht aus wie ein vulkankrater, mit wasser gefüllt. die einheimischen muisca erzählen von dem alten brauch, der häuptlingssohn habe dort dem sonnengott gold geopfert und sei selbst, mit goldstaub bedeckt, zur mystischen vermählung ins wasser getaucht.
das befeuerte europäische expeditionen, das wasser abzulassen und am grund nach schätzen zu suchen

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die eigentlichen schätze sind aber natalia und francisco, die mit mir diese erkundung machten

Freitag, 19. August 2022

stadtwege

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weite flächen mitten in der stadt, von einem kanal durchzogen
entlang breiter industriestraßen mit radwegen, auf denen rennräder, escooter, mopeds und hundeführer unterwegs sind
nur sonnenseiten
lange fußgängerrampen und brücken über die schnellstraßen
dann eine nachbarschaft mit friseuer, zuckerbäcker, handyverkäufer, cafe, eisenvergitterten vorgärten, in denen ein pkw steht, eine frau auf einem plastikstuhl an der hausecke vor dem offenen laden, keine kinder

neues zu botero

im botero-museum fand ich neue bilder, an denen meine alte interpretation überprüft werden kann.

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überblick

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wer fährt mit der seilbahn auf einen dreitausender, wenn es einen fußweg gibt?
da siehst du:
dutzende von ernsthaft uniformierte polizisten, ranger, motorradpolizisten, locker über den ganzen weg verteilt, stets mit einem händy beschâftigt, die polizistinnen fröhlich flirtend mit den wanderern;
immer wieder einen alten mann in sportkleidung, der über die stufen aufwärts lâuft und mich überholt;
gruppen von teenagern mit roten gesichtern, die alle paar meter stehenbleiben und sich laut unterhalten;
dann und wann ein übergewichtiger mann oder eine schnaufende frau, mit rotem kopf ans mäuerchen gelehnt, die vielleicht eine wette verloren haben und jetzt da hinaufmüssen;
ein blinder mann mit dröhnend lauter seemannsstimme, der gesänge zu lauter kolumbianischer musik ins tal schmettert, von jugendlichen umgeben, die vielleicht seine enkel sind und mir lächelnde blicke zuwerfen, und dabei fortwährend mit dem stock am steinigen weg entlangstochert;
einen muskelbepackten kahlköpfigen mann, der bei jeden schritt in die hocke geht und mit einem froschsprung über die nächste stufe hinaufhüpft, während seine freundin fröhlich hinterhergeht;
derselbe oder ein anderer, abwärts auf einem bein hüpfend;
kinder, die mir flehendliche blicke zuwerfen, während sie ihren eltern hinterherhecheln;
eine dame, die ihr hündchen, in eine decke eingepackt, am arm trägt;
ein junges paar, das sich in deutscher sprache über einen abwesenden mokiert;
an jeder kurve eine junge frau, die mir freundlich einen guten tag wünscht

Donnerstag, 18. August 2022

erster tag

der böige wind bläst mir staub ins gesicht, ich blinzle.
in den windpausen sticht die sonne.
das licht ist sehr klar, beinahe hätte ich gesagt: nordisch.
aber wir sind nahe des äquator.
das stadtleben ist geschäftig, aber nicht eilig. bogota ist eine südliche stadt in gelassenheit. palmen, pinien, die im wind schaukeln, wohnblocks, autohäuser, weiter drinnen einfamilienhäuser, reihenhäuser, diese straßen sind abgesperrt. draußen ziegelatchitektur, freundlich und offen.
mir fällt auf: alle tragen lange hosen, selten ein rock zu sehen,
fast alle mit gesichtsmasken im freien, nur taxifahrer nicht, wohl wegen der schwarzen dieselwolken, die aus uralten lasteagen qualmen.
keine katzen
keine hunde (fast)
kaum vögel, erst in candelaria einige tauben
der ton in den gassen freundlich, selten erregt, erst am späteren abend einige übermütige burschen auf fahrrädern

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Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.

Hebr 11,8

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